Unübersetzbare Begriffe (VI)

Gwel ni cynddun rhnyr

Walisisch: Das Gefühl der Verlorenheit, in Informatik-Foren lediglich Jahrzehnte alte Lösungsvorschläge für ein bestehendes technisches Problem zu finden.

15 Ausgaben Le Bureau

Der Arbeitsplatz von Katha Hagemann
Foto © Katha Hagemann

Eine runde Zahl, ein kleines Jubiläum meines Ausflugs in die Welt der Newsletterei. Mir gefällt, dass Le Bureau eine gewisse Unkompliziertheit und Harmlosigkeit hat, nicht irgendeine Position beziehen muss. Es ist einfach eine Sammlung von Leuten aus unterschiedlichen Berufen, die ihren Arbeitsplatz vorstellen.

Ein herzliches Dankeschön an alle, die bisher mitgemacht haben:

Apropos Unkompliziertheit: beim Newsletter-Dienst Buttondown gab es eine Lernkurve, die ich recht steil fand (oder heißt es verschlungen?). Aber dann war ich davon angetan, wie durchdacht das Ding ist. Ich habe mir auch Substack angesehen, das gefiel mir ebenfalls. Substack scheint erst einmal einfacher in der Handhabe zu sein, ist sogar kostenlos – aber auch weniger sympathisch als Buttondown, das als Solo-Unternehmung auftritt. Man hat das Gefühl, es dort mit gewöhnlichen Menschen zu tun zu haben (Betreiber Justin reagiert freundlich auf Support-Anfragen). Ich kann seine Firma empfehlen.

Links 25. März 2024

Eet smakelijk

Foto einer niederländischen Krokette mit Tubensenf

Prunkstück niederländischer Kulinarik: die Vleeskroket.

Ein Lied mehr XXVI: Bye Bye Pride

The Go-Betweens, 1987

Es ist Go-Betweens-Tag: Ein Stück von Grant McLennan, dessen erste Zeilen »A white moon appears like a hole in the sky / The mangroves go quiet« Robert Forster als »one of the best opening lines ever« bezeichnete, die ihm bei jedem Blick in den Nachthimmel in den Sinn kommen. McLennan selbst schrieb in den Liner Notes zum Best-of-Album 1978-1990:

Cairns is a lazy, small town full of boats and cane fields. It is also unbearably hot. An old army officer once said to me that the heat took away his pride. He then sucked loudly on the straw in his gin and headed out to the first hole. I was his caddy so I followed him.

Grant & I

Robert Forster

Buchcover Grant and I

Mit seinem Freund Grant McLennan bildete Robert Forster den Kern und das Songwriting-Duo der noch immer (auch von mir) heiß geliebten australischen Gruppe The Go-Betweens. Um diese Männerfreundschaft über drei Jahrzehnte geht es in einem großen Teil von Forsters Autobiographie. Ohne Buddy-Pathos oder -Kitsch, das zeigt auch der schönste Satz des Buches, ganz am Ende: And we created the most romantic thing two heterosexual men can, a pop group.

Auf der einen Seite Forster mit seinem Intellektuellen-Image, ein Dandy aus den Subtropen, der schließlich das Familienleben wählte, auf der anderen der vermeintliche Sonnyboy McLennan mit seiner Gabe, perfekte Pop-Lieder zu schreiben – in Wirklichkeit jedoch von Qualen heimgesucht. Alkoholismus, aber auch übersteigerter Liebeskummer.

Verwoben ist das mit der musikalischen Geschichte der Go-Betweens: von den Anfängen in Brisbane in einer Zeit, in der man Demo-Tapes um die halbe Welt versenden musste, Münzen in Fernsprecher warf und der Bundesstaat Queensland von einem autoritären Provinzgouverneur regiert wurde, unter dem sogar der »Playboy« verboten war; von der allmählichen Professionalisierung einer Band, dem Übersiedeln und einer Art Berufspendeln nach London, dann Forsters »Exil« in Bayern, als er seine deutsche Ehefrau kennengelernt hatte. Wir treffen auf Nick Cave, die Smiths, R.E.M., Everything But The Girl. Und im Gegensatz zu all denen wollte der kommerzielle Erfolg für die Go-Betweens einfach nicht kommen. Einer der Gründe für das Ende der Gruppe 1989. Die Freundschaft blieb bestehen.

Als sich Forster und McLennan ein Jahrzehnt später musikalisch wieder zusammentaten, schien sich das mit dem Erfolg endlich zu ändern. Bis Grant McLennan 2006 völlig unerwartet an einem Herzinfarkt starb. »I’ll carry it on«, sagte Forster am Sarg seines Freundes. 2023 erschien »The Candle And The Flame«, sein achtes Soloalbum.

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Unübersetzbare Begriffe (V)

Guruazu bigaik

Baskisch: ein männlicher Sturkopf, der ohne Schirm oder anderen Nässeschutz durch den im Baskenland häufig fallenden Regen stapft.

Links 18. März 2024

  • Justin Timberlakes »Tiny Desk«-Konzert Eigentlich nicht so meine Musik, aber ich mag diesen Typen. Tolle Band, freundliche Vibes.
  • Plugging into the IndieWeb Artikel, der mir mal wieder die Idee eines »Digitalen Gartens« in Erinnerung brachte: »In this paradigm, posts aren’t a once-and-done affair; articles can be returned to, updated and changed. Content creation becomes more akin to tending a garden than cranking out posts one after the other.« (via Jeremy Keith)
  • Kastanienbankett (Danke, P.)
  • Um 1985 »Computerkurs im Jugendzentrum«

Sommerfrische

Heute morgen kam mir in den Sinn, dass ich mal gelesen hatte, Julius Cäsar habe es in den heißen Monaten immer an die Atlantikküste nach Cádiz gezogen, um dort seine Sommerfrische zu verbringen. Allerdings konnte ich dazu nichts im Netz finden, also muss ich das wohl irgendwann mal geträumt haben.

Dafür stieß ich aber auf einen Artikel der FAZ, in dem es um Theodor Adornos Urlaube geht, etwa im fränkischen Amorbach oder in den Bergen im amerikanischen Exil. Diese Schilderungen führen auch schon in eine andere Welt, und dabei ist das nicht mal hundert Jahre her. Die Idee der erholsamen, gemächlichen Sommerfrische ist ja beinahe ausgestorben, ersetzt durch hektische Kurztrips und »Aktivferien«; wer kann sich das heute noch erlauben, über lange Wochen hinweg quasi abzutauchen?

In Cádiz war Julius Cäsar tatsächlich, wenn wohl auch nicht in den Ferien, und soll dort vor einer Statue Alexanders des Großen in Tränen zusammengebrochen sein, weil Alexander im Gegensatz zu ihm im jungen Alter schon die halbe Welt erobert hatte. Das ist ja ebenfalls eine interessante Geschichte, und dass Gaius Iulius Caesar gerade heute, am 15. März, vor 2068 Jahren erstochen wurde, einer dieser Zufälle.

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Unübersetzbare Begriffe (IV)

Gator dabble

In ländlichen Gebieten des US-Bundesstaates Louisiana gebräuchlicher Ausdruck, der eine in alkoholisiertem Zustand stattfindende, plötzliche Begegnung mit einem Alligator beschreibt. Zurückzuführen ist der Begriff höchstwahrscheinlich auf eine Textzeile des 1971 erschienenen Liedes »Le two-step du gator« der Gruppe Thibault Robichaux & The Cajun Boatmen.

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