
Verlag: Eichborn
Der Klang der Maschine
Ein paar Dutzend Seiten lang berichtet Karl Bartos in seiner Autobiographie über Kindheit, Jugend und Musikstudium, dann betritt er 1975 zum ersten Mal das Düsseldorfer Kling-Klang-Studio und wird Angestellter bei Kraftwerk, oder, wie er es nennt, »Selbstständiger mit einem Kunden«. Kurz darauf schon geht es mit dem Hit »Autobahn« auf Amerika-Tour, da studiert Bartos nebenher immer noch an der Robert-Schumann-Hochschule.
Anekdoten erzählt er reichlich, wobei Bartos immer darauf zu achten scheint, nicht den Zorn der Kraftwerk-Anwälte auf sich zu ziehen (wie es einst Wolfgang Flür mit dessen Biographie Ich war ein Roboter geschah). Harmonisch ging es zu in den Erfolgsjahren, auch wenn Bartos sich als Mit-Autor eine finanzielle Beteiligung erst bei den Bandgründern Ralf Hütter und Florian Schneider erkämpfen muss. Man tourt, speist gut, geht tanzen, besucht Konzerte (wer hätte gedacht, dass Kraftwerk sich ausgerechnet The Eagles ansahen?) und urlaubt im Anwesen der Familie Schneider in Südfrankreich. Irgendwann wurde dann vor allem bei Hütter der Radsport wichtiger als die Musik und andere Elektronik-Gruppen ließen Kraftwerk alt aussehen. 1991 verließ Bartos die Band.
Manchmal droht er sich in etwas nerdigen Details der elektronischen Klangerzeugung zu verlieren, aber ich habe mich auf keiner Seite gelangweilt. Auch ist die Zeit mit Kraftwerk nur ein Abschnitt im Leben von Karl Bartos, in dem genug Bewegung ist, dass man auch erfahren möchte, was er danach so alles trieb.